Virtuelle Rekonstruktion der Sammlung Will Grohmann

Florian Schneider

Nach dem Tod von Annemarie Grohmann im Jahre 1970 gingen wichtige Teile der Privatsammlung Will Grohmanns und sein umfangreiches Archiv als Vermächtnis an die Staatsgalerie Stuttgart über. Auch das Dresdener Kupferstich-Kabinett wurde bedacht, ein weiterer Teil verblieb bei den nächsten Angehörigen und einiges ging an Freunde, Bekannte und Händler. In Ermangelung einer vollständigen Nachlassliste wurde der Versuch unternommen, die Sammlung anhand der Hinweise aus den Archiven (Briefwechsel, Kataloge, Aufzeichnungen etc.), aus Auktionskatalogen und aus der Literatur schrittweise zu rekonstruieren. So konnten ca. 370 Werke aus seinem Privatbesitz ermittelt werden, die in dieser Medienanwendung abrufbar sind, wiederum ergänzt um entsprechende Quellenfunde.

Die virtuelle Rekonstruktion der Privatsammlung von Will Grohmann entstand als Abschlussarbeit des Nebenfachs "Kunst und Gestaltung" im Diplomstudiengang Medieninformatik an der Technischen Universität Dresden durch Florian Schneider. Im Vordergrund der multimedialen Aufarbeitung stand dabei die intuitive Exploration einer Vielzahl an Kunstwerken von über 50 Künstlern, welche Will Grohmann im Laufe seines Lebens sammelte. Hierzu wurden zunächst alle Werke ihrer Werkkategorie (Gemälde, Grafik, Plastik, Fotografie, sonstiges) zugeordnet und zum besseren Auffinden in die Zeiträume ihrer Entstehung (vor 1918, 1918-1933, 1934-1945, 1946-1949, nach 1949) einsortiert. Das gewählte Interaktionskonzept erlaubt dem Museumsbesucher, sich - ausgehend von der beschriebenen Datengrundlage - mittels einer einfachen Scrollgeste durch eine (nach seiner Präferenz) geordnete Liste von Abbildungen auf dem Multi-Touch-Monitor zu bewegen. Für eine Detailansicht oder Zusatzinformationen eines einzelnen Kunstwerkes interagiert der Nutzer mit der Anwendung, indem er die Abbildung aus der Liste per Drag&Drop in einen vorgesehenen Ablagebereich zieht. Daraufhin wird der Bildschirminhalt auf der rechten Monitorseite um die angefragten Informationen erweitert.

Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt dieser Multi-Touch-Applikation stellt die Korrespondenz von Will Grohmann mit den Künstlern der gesammelten Werke dar. Sofern diese zu dem jeweiligen Werk oder Künstler vorliegt, wird der Museumsbesucher anhand von Originalabbildungen von Postkarten oder Auszügen aus Briefwechseln in die Zeit von Will Grohmann zurückversetzt. Ziel ist es somit einen besonders detaillierten Einblick in die teils auch sehr verworrenen Umstände der damaligen Zeit zu geben.